vollgepackt – von Microgreens und Regalen in der Stadt
Zahlreiche Unternehmen im Gebiet des Innovation Valley Garzweiler mit der Stadt Mönchengladbach sowie den Kreisen Heinsberg und Rhein-Kreis Neuss machen es vor: Funktionierende Innovationsprozesse bilden das Herzstück erfolgreicher Unternehmen, die an der Spitze sind – oder dort hinwollen. Innovation Valley Garzweiler stellt regelmäßig Unternehmen vor, für die Neugier auf Neues und Impulse für Innovationen Teil ihrer Gene sind. Eines davon: die „vollgepackt GmbH“ aus Meerbusch.
Wer wir sind – was uns ausmacht
Judith Christiaens: Ich bin ein Mädchen vom Land. Ich bin aus den USA zurück nach Deutschland umgesiedelt, weil ich von „vollgepackt“ vollkommen überzeugt bin. Ich will Microgreens in Deutschland bekannt machen.
Auf dem Bauernhof unserer Großeltern – der Farm Möllers –, groß geworden, hatten wir schon immer eine besondere Verbindung zur Natur und zum frisch geernteten Obst und Gemüse. In der Stadt kann diese Verbindung dann schon einmal fehlen. Aber auch der Platz ist meist nur selten vorhanden. Daraus entstand bei mir im Jahr 2020 die Idee, den Bauernhof erst in das Regal und dann in die Stadt zu holen, um den Menschen die Natur und frisch geerntet Lebensmitteln wieder näherzubringen. So entstand „vollgepackt“.
Jörn Christiaens: Und ich bin ein Junge vom Land. Studiert habe ich Maschinenbau und Logistik. Jetzt verbinde ich beides miteinander – meine Kindheit und meinen Beruf. Unser Motto bei unserem Projekt: mit und von der Natur leben.
Die Erfahrungen aus der Kindheit vom Bauernhof konnte ich sehr gut mit meinen Kenntnissen aus meinem Maschinenbau- und Logistikstudium kombinieren, um den Aufbau der Farm und die logistischen Abläufe in einem Konzept zusammenzubringen. Judith war zu diesem Zeitpunkt noch in den USA und dort sehr nah dran am Trend der Microgreens, welche auch wir bei uns in der Farm anbauen wollten. Sie konnte dort Erfahrungen zum Thema Microgreens und Indoor-Farming sammeln und hat diese dann aus den Staaten mit nach Deutschland gebracht.
Wir wollen Indoor-Farming und Vertikal Farming betreiben und Microgreens für die Gastronomie, aber auch für Privatpersonen in der Region, anpflanzen. Das Ziel: Alles so natürlich und nachhaltig wie möglich. Menschen sollen wieder von und mit der Natur leben und arbeiten können.
Was macht Sie als innovatives Unternehmen aus?
Judith Christiaens: Eigentlich sind wir im klassischen Sinn nicht innovativ. Wir sind innovativ, weil wir zurück zu dem Wurzeln gehen und alles mit dem Gedanken angehen: Alles so einfach wie möglich. Wir verwenden Erde, Samen, Wasser und Licht. Nicht mehr und nicht weniger. Wir benötigen keine Pestizide oder zusätzlichen Dünger, und im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft benötigen wir nur 80 Prozent der eigentlichen Anbaufläche. Der Grund dafür ist, dass unsere Felder übereinander in einem Regal angeordnet sind. So schaffen wir es auf einem Quadratmeter bis 15 Kilogramm Microgreens pro Woche anzupflanzen und zu ernten.
Jörn Christiaens: Mit dem Wachstum unseres Unternehmens steigt die Komplexität der Prozesse, und wir sind dabei, unsere Farm digital abzubilden. Produktionsplanungstools für eine bessere Übersicht über das Wachstum und den richtigen Erntezeitpunkt, aber auch die Kundenbetreuung sind wichtige Teile in diesem Prozess. Die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss unterstützt uns mit dem INNO RKN Förderprogramm bei dieser Digitalisierung. Mit unserem Farming-Konzept und den digitalisierten Prozessen im Hintergrund wollen wir es auch anderen Menschen ermöglichen eine Farm zu eröffnen und mit und von der Natur leben zu können.
Welche Rahmenbedingungen erachten Sie als besonders wichtig, um Ihre Innovationsfähigkeit entfalten zu können?
Jörn Christiaens: Um die Innovationsfähigkeiten entfalten zu können, braucht es in erster Linie das richtige Umfeld und die richtigen Menschen, die versuchen, Dinge anderes zu denken. Die auch versuchen, andere Wege zu gehen. Und die Rückschläge nicht als solche sehen, sondern versuchen, daraus zu lernen und als wertvolle Erfahrung anzusehen. Zudem braucht es aber auch Zeit und Geld. Es ist notwendig, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um sich gründlich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aktuelle Marktsituationen zu analysieren und aus den Erfahrungen anderer zu lernen. Darüber hinaus erfordert Innovation finanzielle Mittel, um das neu Gelernte umzusetzen, Prototypen zu entwickeln und produktive Tests durchzuführen. Es braucht Förderprogramme wie das INNO RKN Programm der Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreis Neuss, mit denen man die ersten Schritte gehen kann.
Wie betrachten Sie Kooperationsmodelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie zwischen zwei Unternehmen? Welche Erfahrungen haben Sie mit verschiedenen Kooperationsmodellen gemacht?
Judith Christiaens: Kooperationsmodelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie zwischen Unternehmen bieten die Möglichkeit, Synergien zu schaffen, Fachwissen auszutauschen und gemeinsam innovative Lösungen und Produkte zu entwickeln. Auch wir haben die ersten Erfahrungen mit solchen Kooperationsmodellen sammeln können.
Wir haben uns im Jahr 2021 dazu entschlossen, mit der Broich Catering zusammenzuarbeiten. Zum einen können gerade wir als junge Unternehmer von erfahrenen Unternehmern lernen und können dadurch gleichzeitig auf ein starkes Vertriebsnetzwerk zurückgreifen.
Im Bereich der wissenschaftlichen Zusammenarbeit sammeln wir aktuell erste Erfahrungen mit der Universität Düsseldorf. Zusammen mit dem Institut für Botanik und einem Studenten untersuchen wir die Microgreens auf ihre Nährstoffe, um mehr um die gesundheitlichen Vorteile der Microgreens herauszufinden.
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