Tagebau Garzweiler: Planungswerkstatt zur Entwicklung des Sees

Große Beteiligung: Viele Bürgerinnen und Bürger kamen in die Stadthalle Erkelenz um die Seeentwicklung mit voranzubringen. Fotos: Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler

Die Entwicklung eines Masterplans für den zukünftigen See, der nach Beendigung des aktiven Tagebaus Garzweiler entsteht, geht in großen Schritten weiter: Bei der öffentlichen Planungswerkstatt in Erkelenz kamen fast 140 interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Fachleute, insbesondere aus Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen, Titz, Grevenbroich und Bedburg zusammen. Sie diskutierten gemeinsam den aktuellen Stand der Planungen und sammelten zahlreiche Ideen und Anregungen zum Entwurf des Masterplans zur Seeentwicklung.

Ein Masterplan ist ein umfassendes Planungsdokument, das grundlegend Entscheidungen und einzelne Maßnahmen für die langfristige Entwicklung eines Gebietes festlegt – in diesem Fall des Tagebaus Garzweiler und seiner unmittelbaren Umgebung. Der zu planende See wird ab Mitte der 2030er Jahre entstehen, im endgültigen Zustand etwa 160 Meter tief sein und eine Fläche von rund 2.200 Hektar haben. Rund 450.000 Menschen im unmittelbaren Umfeld des geplanten Sees.

Erhebliches Potenzial für die ganze Region
Die Erstellung des Masterplans für die Nutzungen des Sees erfolgt durch den Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler mit den Fachbüros RHA Reicher Haase Assoziierte, Club L94, Planersocietät sowie Project M und gemeinsam mit Fachleuten aus den Kommunen, den Landesbehörden und der RWE Power AG als Bergbautreibender. Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher führte durch die dreistündige Werkstatt, in deren Zentrum eine interaktive Ausstellung und Expertengespräche zu den einzelnen Themenfeldernstanden: Landschaft, Mobilität, Siedlungsentwicklung, Tourismus und Erneuerbare Energien. Prof. Reicher sagte: „Ziel ist es, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und berücksichtigen zu können. Grundsätzlich gilt: Das gesamte Rheinische Revier mit seinen entstehenden Seen hat ein großes Potenzial als wachsende Region. Die Seen werden Menschen anziehen, neue Orte und Siedlungen werden entstehen.“

Aus Sicht von Harald Zillikens, Verbandsvorsteher des Zweckverbands und Bürgermeister von Jüchen, ist die Vielzahl der beteiligten Akteurinnen und Akteure wichtig: „Die interkommunale Zusammenarbeit ist zentral bei der Umsetzung eines so großen Plans. Dadurch gelingt es, im Rahmen des Zweckverbandes zahlreiche einzelne Projekte miteinander zu verzahnen, statt eine Konkurrenzsituation der verschiedenen Projekte zu schaffen.“

Der Geschäftsführer des Zweckverbands, Volker Mielchen, ergänzte: „Der entstehende Masterplan umfasst einen sehr großen Raum, viele einzelne Themen und einen langen Zeitraum bis in die 2070er Jahre. Der Plan wird dafür eine solide Grundstruktur schaffen, er wird allerdings Flexibilität in einzelnen Schritten und Zeitabschnitten erforderlich machen. Das ist jetzt die Herausforderung.“

In die Planungswerkstatt wurden zudem Fachleute eingebunden, unter anderem die Leiterin der Landesplanung NRW, Dr. Alexandra Renz, die Technische Beigeordnete der Stadt Mönchengladbach, Claudia Schwan-Schmitz, Annette Bonin als Regionalrätin Düsseldorf, Rüdiger Eckhardt von der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft sowie die Bürgermeister der Verbandskommunen Stephan Muckel aus Erkelenz und Jürgen Frantzen aus Titz. Die niederländische Architektin, Ankie Stam, hielt einen Impulsbeitrag zum Bauen auf dem Wasser mit schwimmenden Gebäuden, Landschaftselementen und Strukturen.

Erste Ergebnisse der abgeschlossenen Online-Umfrage
Im Rahmen der Werkstatt wurden auch erste Ergebnisse der Online-Befragung präsentiert, die im Frühjahr 2024 bereits stattgefunden hat. Über 2.900 Menschen aus den Kommunen der Region nutzten die Möglichkeit, ihre Vorstellungen und Meinungen in den Prozess mit einzubringen. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stammen 32 Prozent aus Mönchengladbach und damit aus der größten Kommune am entstehenden See, 22 Prozent aus Jüchen, 14 Prozent aus Erkelenz, 11 Prozent aus Grevenbroich sowie 7 Prozent aus Bedburg und 2 Prozent aus Titz. Weitere 12 Prozent stammten aus anderen Regionen von NRW.

Gefragt nach den grundlegenden Themen, die den Befragten bei der Gestaltung des entstehenden Sees wichtig sind, stehen die freie Entfaltung der Natur sowie das Freizeiterlebnis für Menschen am See ganz oben. Beides halten nahezu 80 Prozent aller Befragten für sehr wichtig oder wichtig. Der Ausbau Erneuerbarer Energien ist 56 Prozent wichtig oder sehr wichtig, landwirtschaftliche Flächen zu erhalten und neue Arbeitsplätze zu schaffen ist für knapp die Hälfte mindestens wichtig, Tourismusentwicklung und die Schaffung von neuem Wohnraum haben dagegen in den Augen der Befragten untergeordnete Bedeutung.

Im Zuge der weiteren Erarbeitung des Masterplans werden im Herbst 2024 geführte Touren mit der Bürgerschaft in den sogenannten Lupenräumen stattfinden, die die Planer genauer untersuchen werden und damit gemeinsam mit der Bürgerschaft in die Diskussion von Detailplanungen gehen. Der Masterplan soll bis zum Ende des Jahres fertiggestellt werden.

Dokumentation zur Planungswerkstatt
Bei der Planungswerkstatt wurde den Teilnehmenden eine erste Sammlung an Ideen und Vorschlägen für die Masterplanung unterbreitet. Diese stellen keine Ergebnisse dar, sondern eine Ableitung aus der Stufe I zur Rahmenplanung sowie den Konzepten der letzten Jahre, die von der Verbandsversammlung des Zweckverbands LANDFOLGE Garzweiler beschlossen wurden. Die Dokumentation kann hier heruntergeladen werden: Dokumentation öffentliche Planungswerkstatt. Weitere Informationen sowie die Auswertung der Ergebnisse der Online-Befragung sind unter www.landfolge.de/seeentwicklung zu finden.